„Malen kann ich nicht!“ – Warum das nichts mit visuellem Denken zu tun hat
Hast du dich auch schon einmal dabei ertappt zu sagen: „Malen kann ich nicht.“ oder „Meine Schrift ist schlecht.“?
Solche Sätze höre ich häufig. Gleichzeitig erzählen mir viele Menschen: „Ich bin sehr visuell.“ oder „Ich denke eigentlich rein visuell.“
Was stimmt nun – und wie passt das zusammen?
Visuelles Denken bedeutet schlicht: Gedanken und Gefühle mit einfachen Zeichnungen, Symbolen oder Schrift sichtbar zu machen. Es ist eine gehirngerechte Methode, um Informationen zu ordnen, Beziehungen zu erkennen und gemeinsam zu verstehen, worum es wirklich geht.
Visuelles Denken ist kein Kunstprojekt. Es geht nicht um „schöne Zeichnungen“, sondern um sichtbares Denken. Mit Linien, Formen und Symbolen werden Zusammenhänge erkannt, diskutiert und vertieft – unabhängig vom künstlerischen Können.
Warum unser Gehirn auf Bilder stärker reagiert als auf Worte
Unser Gehirn liebt Bilder. Es verarbeitet visuelle Informationen bis zu 60.000-mal schneller als Text.
Bilder übermitteln Botschaften direkt: Ein Strichmännchen mit einem Lächeln zeigt Emotion, ein großer und ein kleiner Geldsack symbolisieren Proportionen, eine rennende Uhr Stress und Zeitdruck. Selbst rudimentäre Zeichnungen helfen, Ideen zu vermitteln, für die sonst viele Worte nötig wären.
Komplexe Inhalte werden verständlicher, Diskussionen lebendiger – und das gemeinsame Verständnis wächst.
Der Irrglaube vom „Nicht-Zeichnen-Können“
Viele Menschen schämen sich, weil sie glauben, nicht zeichnen zu können. Sie empfinden es als kindisch oder unprofessionell. Dabei sind gerade die einfachsten Zeichnungen oft die besten Werkzeuge, um komplexe Themen klar und menschlich zu erklären.
Visuelles Denken bedeutet nicht Perfektion, sondern Authentizität. Eine Skizze, die von Herzen kommt, kann in Sekunden vermitteln, wofür in Meetings oft Minuten voller Worte vergehen.
Tools und Methoden des visuellen Denkens
Visuelles Denken nutzt unterschiedliche Werkzeuge – analog wie digital:
- Skizzen und Symbole z.B. zur Ideenfindung
- Container, Boxen und visuelle Methoden für Struktur und Prozesse
- Haftnotizen für Gruppenarbeit
- Graphic Recording, um Diskussionen visuell festzuhalten
- Graphic Facilitating, um zu Moderieren und zu Visualisieren
Diese Methoden schaffen Bedeutung. Sie helfen, komplexe Konzepte – bestehend aus vielen Bausteinen und Beziehungen – intuitiv zu erfassen.
Visualisierung verwandelt stillschweigende Annahmen in klare, sichtbare Informationen. So wird das Denken greifbar, überprüfbar und gemeinschaftlich.
Warum Visualisierung Prozesse lebendig macht
Eine skizzenartige Visualisierung ist mehr als nur ein Bild. Sie wird zum visuellen Anker, der sich einprägt und Gespräche strukturiert.
Visuelle Darstellungen führen Diskussionen vom Abstrakten ins Konkrete – und das erhöht die Qualität des Austauschs enorm.
In Teams, Workshops und Strategieprozessen schafft visuelles Denken gemeinsame Orientierung. Es hilft, Zusammenhänge zu sehen, Missverständnisse zu vermeiden und Entscheidungen fundiert zu treffen.
Wände bemalen: Wenn Strategie sichtbar wird
Wann hast du das letzte Mal erlebt, dass in einem Meeting Wände bemalt wurden?
Dabei liegt darin ein unglaubliches Potenzial.
Visuelles Denken kann gerade in strategischen Prozessen enormen Wert schaffen. Es verbessert das Verständnis komplexer Strukturen, fördert den Dialog im Team und macht das Unsichtbare sichtbar.
Das Abstrakte wird konkret, Zusammenhänge werden erkennbar, und das Wesentliche tritt hervor.
Durch visuelles Denken werden vier zentrale Prozesse gestärkt:
- Verständnis – das große Ganze erfassen
- Dialog – Ideen und Perspektiven verbinden
- Erforschung – neue Möglichkeiten entdecken
- Kommunikation – Inhalte klar und emotional vermitteln
Das Wesentliche intuitiv verstehen
Visuelles Denken bietet einen visuellen und textlichen Wegweiser zu Informationen.
Ein paar einfache Prinzipien helfen dabei:
- (Hand)Schrift geht vor – sie ist das magische Element jeder Visualisierung
- Content is King: Das Große und Ganze zuerst sehen, dann ins Detail gehen
- Beziehungen zwischen Elementen erkennen
- Ideen sichtbar machen, statt nur zu diskutieren
- Gemeinsam Verständnis schaffen und Anfängergeist kultivieren
Ein Teilnehmer eines meiner Workshops sagte einmal: „Aha – so arbeiten wir also!“ – genau das ist der Moment, in dem visuelles Denken wirkt.
Über mich
Ich bin Thomas QIU Hönel – Visualisierer und Graphic Recorder. Seit vielen Jahren begleite ich Workshops, Konferenzen und Seminare – live, authentisch und mit Leidenschaft.
Ich arbeite ausschließlich mit Markern, Stiften und Papier. Kein Schnickschnack, keine Software – nur echtes, sichtbares Denken in Echtzeit.
Möchtest du mehr darüber erfahren, wie visuelles Denken auch deine Meetings, Projekte oder Lernprozesse verändern kann?


